Gut, das ist wohl die denkbar ungünstigste Überschrift, um mein Projekt bip39cups anderen Bitcoinern vorzustellen. Ich meine den Satz natürlich mit einem Augenzwinkern, doch gleichzeitig steckt in ihm mehr Wahrheit, als mir anfänglich bewusst war. Wie ich zu dieser Erkenntnis kam und was ich dabei über Bitcoin gelernt habe, möchte ich kurz erzählen.
Als ich 2019 meinen Job in einem Architekturbüro kündigte und eine Teilzeitstelle als Dozent an der Uni annahm, hatte ich mich bereits länger mit Bitcoin beschäftigt und war gerade dabei, die Überbleibsel meiner anfänglichen Shitcoin-Phase auszumisten. In dieser Zeit hatte ich mehrere Aha-Erlebnisse. Eines davon war, dass echte, unveränderbare Knappheit aufgrund seiner Dezentralität nur bei Bitcoin existiert. Die Begrenzung der Geldmenge ist nicht verhandelbar und anders als bei anderen Kryptowährungen nicht vom guten Willen Einzelner abhängig. Von da an konzentrierte ich mich nur noch auf Bitcoin und verabschiedete mich, getreu dem Motto „Alles Shitcoins außer Bitcoin“, von meinen Altlasten.
Der Teilzeitjob an der Uni erlaubte es mir, mich neben der Beschäftigung mit Bitcoin meinem Hobby, der Keramik, zu widmen. Den Ton an der drehenden Töpferscheibe mit bloßen Händen in Form bringen zu können, hat mich von Anfang an fasziniert. Diese Unmittelbarkeit, ohne Werkzeug aus einer formbaren Masse etwas Bleibendes zu schaffen, hat etwas Magisches. Die Begeisterung hielt an, und aus dem Hobby wurde langsam ein Beruf. Nach vielen Monaten des Übens an der Töpferscheibe kamen die ersten Aufträge. 2020 mietete ich einen Kellerraum für meine Werkstatt, und ein Jahr später verließ ich den Job an der Uni, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. So verbrachte ich viele Stunden an der Töpferscheibe und konnte währenddessen wunderbar Bitcoin-Podcasts hören. Es lag also auf der Hand, diese beiden Leidenschaften zusammenzubringen.
Wie genau die Idee zu bip39cups entstand, weiß ich nicht mehr. Vielleicht unter der Dusche oder auf dem Fahrrad. Auf jeden Fall wollte ich eine limitierte Serie handgetöpferter Becher produzieren, auf denen jeweils eines der 2048 BIP39-Seedwörter verewigt ist. Das sind die Wörter, die einem bei der Erstellung einer Bitcoin-Wallet zu gewürfelt werden. Jeder Becher ein Unikat. 2048 Stück, mehr nicht. Wenn einer zerbricht, gibt es keinen Ersatz. Wie ich es bei Bitcoin schätze, sollte auch hier Knappheit das Prinzip sein.

Anfangs war das leicht gesagt. Doch seit ich bip39cups 2023 startete, erreichten mich immer wieder bewegende Anfragen von Kunden, denen Becher heruntergefallen waren und die um Ersatz derselben baten. Einer schrieb mir, dass er den „cat“-Becher seiner Frau versehentlich fallen ließ und sie darüber untröstlich sei. Ein anderer beklagte den zerbrochenen „brother“-Becher, ein Geschenk seines Bruders. Die Versuchung, Ausnahmen zu machen und „cat“ und „brother“ erneut zu fertigen, war groß. Ich wollte diese Leute ja nicht enttäuschen. Doch um meinen selbst gesetzten Standards treu zu bleiben, musste ich schweren Herzens absagen. Keine Neuauflage, kein Ersatz. Auch so manchen verkauften Becher wie den „satoshi“-Cup hätte ich im Nachhinein gerne selbst behalten. Natürlich wäre es mir möglich, einfach einen zweiten zu machen, doch ich würde damit mein eigenes Projekt verraten.
Das Beispiel klingt banal, aber die Parallele ist offenkundig: Schon bei einer handgemachten Becherserie ist die Verlockung groß, das ursprüngliche Knappheitsversprechen aufzuweichen, um kurzfristig einen Konflikt zu lösen. Wie groß muss der Druck erst in den Schaltzentralen des Geldsystems sein, wenn Staaten und Banken in Krisen nach mehr Liquidität rufen? Wie leicht es ist, schwach zu werden und dem Druck nachzugeben, wenn man statt der Töpferscheibe den „Gelddrucker im Keller“ hat, konnte man in der Vergangenheit oft beobachten. Sobald die Möglichkeit besteht, wird sie meistens auch genutzt. Dass bei Bitcoin diese Möglichkeit schlicht nicht besteht, macht ihn so einzigartig. Bitcoin kennt keine Ausnahmen und keine Sonderregelungen. Diese Unveränderbarkeit der Regeln, die Freiheit von menschlicher Willkür bekommt ein neues Gewicht, wenn man selbst einmal versucht hat, Knappheit zu erzeugen und sie zu bewahren.
Viele Bitcoiner fragen mich immer wieder skeptisch, wie ich garantieren könne, dass meine Becher wirklich limitiert sind. Die ehrliche Antwort lautet: Gar nicht. Ihr müsst mir vertrauen, dass ich meine eigenen Regeln nicht aufweiche. Meine Becher sind ein Projekt mit ehrlichem Anspruch, aber menschlicher Fehlbarkeit.
Beim Vergleich mit Bitcoin muss ich mir eingestehen, dass ich tatsächlich einen Shitcoin erschaffen habe. Mein Knappheitsversprechen kann mit dem von Bitcoin niemals mithalten. Doch auch wenn ich keine absolute Garantie geben kann, werde ich mein Bestes tun, damit bip39cups auf 2048 Stück begrenzt bleibt.
Ehrenwort!
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