Inmitten wachsender Spannungen zwischen Washington und Moskau wird der Finanzkrieg auch in der Welt der Kryptowährungen ausgefochten. Anton Kobyakow, ein hochrangiger Berater des russischen Präsidenten Wladimir Putin, hat auf dem Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok schwere Vorwürfe gegen die USA erhoben. Laut Kobyakow plane Washington, seine massiven Schulden durch die Nutzung von Stablecoins zu entwerten – was als finanzieller „Reset“ des Systems angesehen wird. Doch was steckt hinter dieser Theorie und was bedeutet sie für Bitcoin und den globalen Finanzmarkt?
Die Theorie der "Krypto-Wolke"
Kobyakow zog eine historische Parallele und verglich die angestrebte Strategie mit den monetären Experimenten der USA in den 1930er und 1970er Jahren. Damals, so der Putin-Berater, habe Washington seine Schulden durch eine Entwertung des Dollars auf Kosten der Weltwirtschaft reduziert. Diesmal sei der Plan, die gewaltige US-Staatsverschuldung durch Stablecoins – digitale Währungen, die an den US-Dollar gekoppelt sind – zu ersetzen und sie dann massiv zu entwerten.
Die Theorie hinter dieser Behauptung besagt, dass die USA ihre Schulden in Stablecoins umwandeln könnten, um das Vertrauen in den US-Dollar zu schwächen und sich so einen finanziellen Neustart zu verschaffen. Der „Reset“ des Systems würde es den USA ermöglichen, ihre Schuldenlast zu reduzieren und gleichzeitig ihre Finanzmacht aufrechtzuerhalten. Doch diese Annahme wirft mehrere Fragen auf, vor allem in Bezug auf die tatsächliche Funktionsweise von Stablecoins.
US-Streben nach Stablecoins zur Sicherung der Dollar-Dominanz
Offiziell verfolgt die US-Regierung jedoch eine andere Agenda. US-Finanzminister Scott Bessent betonte kürzlich, dass Stablecoins vor allem dazu dienen sollen, die Dominanz des US-Dollars als Weltleitwährung zu sichern. In diesem Kontext könnten durch den Dollar gedeckte Stablecoins eine neue Nachfrage nach US-Staatsanleihen schaffen und das Risiko von gescheiterten Schuldenauktionen verringern.
Der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, sieht in Stablecoins einen klaren Vorteil, um mit China und anderen globalen Akteuren mitzuhalten. Durch Stablecoins, die direkt an den US-Dollar gebunden sind, könnte die US-Wirtschaft ihre globalen Positionen stabilisieren und gleichzeitig das Vertrauen in die US-Währung langfristig stärken. Mit dem „GENIUS Act“, der bereits unter Präsident Trump verabschiedet wurde, gibt es sogar gesetzliche Grundlagen, um Stablecoins zu regulieren und zu etablieren.
Was bedeutet das für Bitcoin?
Der Streit um Stablecoins und die Zukunft des US-Dollars als Weltleitwährung hat auch Auswirkungen auf Bitcoin. Als dezentrale Währung, die nicht an traditionelle Finanzsysteme gebunden ist, bietet Bitcoin eine Alternative zum US-Dollar und zu Stablecoins. In Zeiten der Unsicherheit suchen immer mehr Anleger nach einem Wertaufbewahrungsmittel, das unabhängig von den politischen und wirtschaftlichen Machenschaften großer Staaten ist. Bitcoin, das oft als „digitales Gold“ bezeichnet wird, hat sich zunehmend als sicherer Hafen für Investoren etabliert, die sich von instabilen Fiat-Währungen abwenden möchten.
Während Stablecoins die Weltwirtschaft möglicherweise stärker in den Griff bekommen könnten, indem sie die digitale Abbildung des Dollars ermöglichen, bleibt Bitcoin der Favorit für Anleger, die echte Dezentralisierung und finanzielle Freiheit suchen. Ein „Reset“ des Systems durch Stablecoins könnte Bitcoin daher nicht verdrängen, sondern vielmehr seine Rolle als alternative Währung weiter festigen.
Was sagen Experten zu den Vorwürfen?
Die Theorie, dass die USA Stablecoins nutzen könnten, um ihre Schulden zu entwerten, klingt auf den ersten Blick plausibel, ist jedoch aus wirtschaftlicher Sicht schwer umsetzbar. Stablecoins sind 1:1 an den US-Dollar gekoppelt, was bedeutet, dass eine Entwertung der US-Staatsschulden durch diese Währungen nicht ohne Weiteres möglich ist. Um eine tatsächliche Entwertung zu erreichen, müsste der US-Dollar selbst entkoppelt oder massiv abgewertet werden – ein Schritt, den die USA politisch und wirtschaftlich kaum wagen würden.
Trotz der lautstarken Vorwürfe aus Russland bleibt es fraglich, ob diese wirklich zutreffen. Es scheint wahrscheinlicher, dass die USA Stablecoins primär als Werkzeug zur Stabilisierung ihrer Währung und nicht als Mittel zur Schuldenentwertung verwenden. Anleger, die sich dennoch von traditionellen Währungen abwenden möchten, werden jedoch weiterhin zu Bitcoin greifen, das als dezentrale und inflationsresistente Lösung weiterhin eine attraktive Option bleibt.