Asiatische Börsen bremsen Treasury Companies

21bitcoin
October 23, 2025
3
Min. Lesezeit
Teile diesen Artikel

In mehreren asiatischen Ländern geraten die sogenannten Bitcoin-Treasury-Companies – auch bekannt als Digital Asset Treasury Companies (DATs) – zunehmend ins Visier der Regulierungsbehörden. Große Börsen und Indexanbieter zeigen sich skeptisch gegenüber Geschäftsmodellen, die sich vollständig auf den Erwerb und die Bilanzierung von Bitcoin oder anderen Kryptowährungen konzentrieren.

Asiatische Börsen ziehen die Zügel an

Mehrere bedeutende Börsen in Asien verweigern aktuell Unternehmen die Genehmigung, sich vollständig zu Treasury-Companies zu wandeln. Die Hong Kong Exchanges & Clearing Ltd. lehnt derzeit Anträge ab, die auf eine Umwandlung zu reinen DATs abzielen. Der Grund: Firmen, die überwiegend liquide Mittel oder Krypto-Vermögenswerte halten, gelten dort als „Cash-Unternehmen“ – und diese dürfen nicht börsennotiert bleiben.

In Indien erlebte das IT-Unternehmen Jetking Infotrain eine ähnliche Situation. Die Bombay Stock Exchange stoppte eine geplante Kapitalerhöhung, mit der das Unternehmen mehr Bitcoin erwerben wollte.

Auch die australische ASX Ltd. hat klare Grenzen gezogen: Kein börsennotiertes Unternehmen darf mehr als die Hälfte seiner Bilanzsumme in Bargeld oder geldähnlichen Vermögenswerten halten. Damit wird eine vollwertige Treasury-Strategie für DATs nahezu unmöglich.

Diese Maßnahmen verdeutlichen, dass viele Börsen den Versuch unterbinden, Unternehmen ausschließlich als Vehikel für Bitcoin-Investitionen zu etablieren.

Warum DATs so wichtig sind

Treasury-Companies sind börsennotierte Firmen, die Bitcoin oder andere digitale Vermögenswerte strategisch in ihrer Bilanz halten – als langfristige Wertreserve oder als Absicherung gegen Inflation. Die Zahl solcher Unternehmen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Bekannte Beispiele wie Strategy oder das japanische Unternehmen Metaplanet haben vorgemacht, wie man den Bitcoin-Kauf zu einem zentralen Bestandteil der Unternehmensstrategie machen kann. Diese Firmen nutzen Kapitalmärkte, um durch Aktien- oder Anleiheemissionen frisches Geld zu generieren und damit ihre Bitcoin-Bestände auszubauen.

Ihr Ziel ist klar: die Aufnahme in große Indizes, die hohe ETF-Zuflüsse sichern und damit indirekt den Unternehmenswert steigern. Genau an dieser Stelle droht nun jedoch Gefahr.

MSCI erwägt Ausschluss

Der globale Indexanbieter MSCI Inc. prüft derzeit, ob Unternehmen, deren Krypto-Bestände mindestens 50 Prozent ihrer Bilanzsumme ausmachen, künftig aus seinen weltweiten Indizes ausgeschlossen werden. Diese Firmen ähneln laut MSCI eher Investmentgesellschaften als operativen Unternehmen.

Ein Ausschluss hätte gravierende Folgen: Treasury-Companies und DATs würden nicht länger von den Kapitalströmen profitieren, die durch Indexfonds und ETFs in ihre Aktien fließen. Der damit verbundene Kursdruck könnte den Wert dieser Unternehmen spürbar beeinträchtigen.

Das Thema ist hochsensibel, denn auf MSCI-Indizes entfallen weltweit Investitionen in Höhe von rund 17 Billionen US-Dollar. Selbst kleinste Änderungen in der Zusammensetzung können Milliardenbeträge bewegen.

Auswirkungen auf den Markt

Für Anleger und Unternehmen zeichnet sich ein neues Kräfteverhältnis ab:

  • Für Investoren: Wer in Treasury-Companies investiert, muss künftig die Abhängigkeit dieser Firmen von Index-Zuflüssen und regulatorischen Genehmigungen stärker berücksichtigen.
  • Für Unternehmen: DATs werden sich zunehmend bemühen müssen, ihre operative Substanz nachzuweisen und zu belegen, dass sie mehr als reine Bitcoin-Akkumulatoren sind.
  • Für den Markt: Beschränkungen und Index-Ausschlüsse könnten den Aufstieg neuer Treasury-Companies bremsen – oder ihn in freundlichere Jurisdiktionen verlagern.

Trotz der Einschränkungen dürfte die Idee hinter den Treasury-Companies weiterleben: Bitcoin als strategisches Bilanz-Asset zu halten, bleibt ein attraktiver Ansatz, um sich gegen Fiat-Inflation und Währungsrisiken abzusichern.

Blick nach vorn

Noch ist offen, ob sich die restriktive Haltung asiatischer Börsen und globaler Indexanbieter durchsetzt. Es ist gut möglich, dass sich andere Märkte – etwa in Europa oder Nordamerika – als offener erweisen und DATs dort weiter florieren können.

Fest steht: Der Erfolg der Treasury-Companies hängt nicht allein vom Bitcoin-Kurs ab. Er wird zunehmend durch regulatorische Akzeptanz, Börsen-Zugang und die Index-Inklusion bestimmt. Wer das versteht und strategisch handelt, könnte aus dem derzeitigen Gegenwind sogar langfristige Chancen ableiten.

No items found.